28.03.2018 / Agenda Josefstadt

Eva-Maria - Musik am Strozzigrund

Der Strozzigrund lebt von den Menschen und ihren Ideen! Das Projekt "Persönlichkeiten am Strozzigrund" stellt die Menschen vor!

 

Im Interview heute die Gesangslehrerin Eva-Maria Valenta

 

Wann bist du das erste Mal am Strozzigrund gewesen?

 

Eigentlich in meiner Kindheit. Meine Tante hat in der Josefstädterstraße gewohnt und ich kenn die Gasse vor allem Durch den 13A. Es gibt viele kleine Geschäfte, ich schau auch gern aus dem Bus.

 

Was macht den Strozzigrund für dich besonders?

 

Die kleinen Geschäfte sprechen mich sehr an. Eines meiner Lieblingsrestaurants ist das Sakai, das ist eigentlich ja die Verlängerung der Strozzigasse. Die Menschen dort kochen nicht, sie gestalten das Essen künstlerisch. Ich esse ja keinen Fisch und es ist unglaublich, wie sie etwas vegetarisch/veganes zaubern.
In der Strozzigasse ist es in jedem Fall das Kleine. In der Strozzigasse ist man sich einfach näher, als beispielsweise in der Neubaugasse. Die Neubaugasse ist doch eher eine Einkaufsstraße. Die Strozzigasse hat ein anderes Flair. Es ist auch schade, dass der Neubaugassenflohmarkt genau vor der Strozzigasse endet. Aber es ist eigentlich der 13A, der mir sympathisch ist. Wobei der 49er ist, eigentlich meine Lieblingslinie. Der habe ich auch ein Lied gewidmet „Ich bleibe meiner Linie treu“.

 

Wie kam es zu deiner Geschäftsidee?

 

In der Breitenseerstraße gab es eine Gesangslehrerin, die im Erdgeschoss unterrichtet hat. Das wollte ich unbedingt auch machen. Ich wollte ein Gassenlokal. Das ist in diesem Bereich eher ungewöhnlich. Ich hatte damals schon Klavierunterricht, aber ich wusste, dass ich auch Gesang unterrichten will, wie ich es damals gesehen habe. Es lädt ein, man öffnet sich und ist versteckt in irgendeinem Raum in irgendeinem riesen Gebäude. Im Privatunterricht hat man im Gegensatz zum Lehrplan die Möglichkeit nochmals ganz anders mit einem Menschen zu arbeiten. Man muss sich nicht immer an einen genau vorgegebenen Kurs halten. Dadurch hat der Schüler die Möglichkeit, sich selbst nochmals die notwendige Zeit zu nehmen. Ich wollte meine Kunst immer nach außen tragen. Musik muss nicht immer nur in musischen Zentren stattfinden. Es muss nicht versteckt und elitär sein. In Japan gibt es unglaublich viele kleine Geschäfte, selbst produziertes, jeder hat seine Minimarke. Und ich wollte auch immer schon so einen kleinen Ort haben, um meine Ideen zu verwirklichen. Ich verkaufe nur nichts Selbstgemachtes, ich handle mit Wissen und das gebe ich auch weiter.

 

Was finden deine BesucherInnen am Strozzigrund interessant?

 

Jeder, den ich kenne. Egal ob am Konservatorium oder an der Uni. Viele kennen die Strozzigasse. Viele gehen da durch. Ich spaziere einfach gerne durch die Stadt, gerade wenn ich Richtung Kräuterdrogerie spaziere.
Es gibt auch viele Zu-Fuß-Geher hier. Und Rollerfahrer. Aber gerade in der Strozzigasse gibt es wirklich etwas für alle Sinne. Der Geigenbauer, Mode, Musik, Kung Fu, Restaurants, auf engstem Raum.

 

Wovon träumst du am Strozzigrund - gibt es etwas, dass Du hier vermisst?

 

Ich hätte zum Beispiel nicht gern, dass es eine große Supermarktkette im oberen Bereich der Strozzigasse gäbe. Dadurch könnten sich Kleine handwerkliche Betriebe mit ihrem Branding wohl den Standort nicht mehr finanzieren. Ich möchte das Kleine selbstständige die Möglichkeit haben, sich zu verwirklichen. Eigene Ideen umzusetzen, das ist etwas. Idealisten wie Max braucht es mehr, da wächst die Strozzigasse ein Stück weiter zusammen. Da kommt man zum ersten Mal in die Gasse und wird beim Unterzeichnen des Mietvertrags mit einer Blume empfangen und gleich den anderen vorgestellt. So etwas muss bleiben. Denn ansonsten ist jeder in seinen Betrieb zurückgezogen.
In Japan gibt es beispielsweise einen Tag in der Woche, wo alle gemeinsam die Gasse säubern. Wie auf einem kleinen Markt, wo man sich kennt und sich gegenseitig hilft.